Bouldern in Fontainebleau - Tipps & Infos

Bouldern in Fontainebleau ist nicht erst seit gestern bekannt und beliebt. In den Wäldern rund um Fontainebleau wird bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts gebouldert und Bouldergeschichte geschrieben. Immer mehr Boulderbegeisterte aus aller Welt zieht es hier vor allem im Herbst und im Frühjahr hin, um sich an den unendlichen Boulderproblemen die Finger lang zu ziehen, zu knobeln und zu spielen. Fontainebleau ist mit seinen über 35.000 Bouldern in 271 Sektoren ein absolutes Paradies. Sozusagen der Spielplatz für Boulderer von Klein bis Groß. Hier gibt es nämlich für wirklich Jede*n was zu tun. Von Kinderparcours mit 2a Bouldern bis hin zu schweren 8c+ Projekten. So findet sich hier die gesamte Breite der Bouldercommunity wieder – und zwar nebeneinander und miteinander 🙂

 

Was nimmst du aus diesem Blog mit?

Im Folgenden möchte ich euch weniger die Organisationsfakten, wie Anreise und Unterkunft, sondern mehr spezifische Tipps fürs Bouldern in Fontainebleau mit auf dem Weg geben. Vor allem wenn du das erste Mal oder erst wenige Male in Bleau warst, kann ich dir einiges an wertvollen Erfahrungen mitgeben, damit es zum absolut unvergesslichen Boulderurlaub wird! Dabei möchte ich dir konkrete Tipps für die Vorbereitung daheim, die Gestaltung der Bouldertage in Fontainebleau, etwas über die Boulder, die Gebiete und den Boulderstil dort sowie über ein umweltbewusstes Verhalten mitgeben.

 

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Auf einen Blick:

Fontainebleau France
Für Fels Neuling bis Boulderspezialist
Das ganze Jahr

beste Zeit: September bis Juni

Sandstein

Sloper, Kompression, Platten, Reibungsklettern, Mantlen

über 35.000 Boulder

von 2a bis 8c+ in 271 Sektoren

Goodtoknow
Fontainebleau – auch Bleau genannt – ist bekannt für seine Quantität & Qualität an Blöcken, für schnelle Schwierigkeitsfrustration & als bester Lehrmeister.

Boulder, Stile & Gebiete

Das Besondere an Fontainebleau sind zum einen die markierten Parcours, wie wir sie teilweise inzwischen in den Boulderhallen wiederfinden und zum anderen das einsteigerfreundliche Setting. Im Wald von Fontainebleau liegen Boulderblöcke in verschiedensten Formen, in allen Schwierigkeitsgraden und sehr dicht beieinander, sodass alle Niveaus auf engem Raum bedient werden können.

Zusätzlich sind die Sandsteinblöcke ein idealer Lehrer für Fußtechnik, Bouldertechnik und Körpergefühl! Lass dich überraschen und freu dich auf eine schöne Umgebung.

 

Einsteiger & Familienfreundlich

Ich kenne kein anderes Bouldergebiet in Europa, dass so Anfänger- und Familienfreundlich ist. Zum einen gibt es super viele leichte und gleichzeitig schöne Boulder mit unterschiedlichen Höhen, sodass du genügend Boulderauswahl für deine Bedürfnisse findest. Zum anderen liegen die meisten Boulder auf sehr ebenem Untergrund, sodass du sie gut mit Crashpads absichern kannst. Gerade wenn du noch keine oder wenig Erfahrung beim Draußenbouldern hast, kannst du dich hier step-by-step herantasten.

Auch für Familien bietet Fontainebleau einen prima Boulderurlaub, der sich mit schöner Natur, viel Ebene und sogar Sand für die Kids verbinden lässt. Einige Wege sind sogar Kinderwaagen tauglich, es lassen sich Picknickdecken auslegen, Hängematten aufhängen, Kinderboulder finden und Sandburgen bauen. In den Boulderführern von Jingo Wobbly, die ich sehr empfehle, sind auch Picknickplätze und Kinderwaagenwege eingemalt.

Meine Gebietstipps für Einsteiger & Familien sind: Élephant, Bas Cuvier, Rocher Sabots, Cul de Chien und Rocher Fin. Mehr dazu weiter unten 😉

Parcoursboulder

Sicherlich kennst du aus einer Boulderhalle das Parcourssystem. Dabei werden ähnlich schwere Boulder zu einem Parcours markiert. In manchen Hallen sind die dann in Farben oder in Leveln markiert. Zum Beispiel sind alle leichten Boulder gelb markiert, so kannst du dich einfacher orientieren. Das System kommt ursprünglich aus Fontainebleau! Hier wurden bereits sehr früh Boulder im ähnlichen Schwierigkeitsgrad durchnummeriert. Am Start findest du dazu einen Pfeil und eine dazugehörige Nummer.

Die Richtung der Pfeile zeigt dir in etwa, wo es lang geht. Die Farben der Pfeile geben dabei die Schwierigkeit der Boulder an:

  • weise Parcours: Kinderparcours oder Achtung 6b+ bis 7c+
  • gelbe Parcours: 1a-3c (leicht)
  • orangene Parcours: 2a-4b
  • blaue Parcours: 3c-5c
  • rote Parcours: 4c-6c
  • schwarze Parcours: 5b-7a (schwer)
 
Die Parcours fangen logischerweise bei Eins an und bestehen aber aus unterschiedlich vielen Bouldern. Meistens jedoch so zwischen 20-40. Die Parcoursboulder eignen sich also super, wenn du mehr Boulder machen magst oder sogar einfach mal einen ganzen Parcours durchlaufen willst.
Parcoursempfehlungen:
  • blaue und rote Parcours in Franchard Isatis
  • weißer Kinderparcours, gelber, orangener und blauer Parcours in Apremont
Draußen Bouldern in Fontainebleau mit HappyOutdoor
Parcoursboulder Startmarkierung blaue Eins
Stile & Charakter

Du magst lieber Leisten und dein*e Boulderfreund*in lieber dynamische Züge? Kein Problem, in Fontainebleau findet ihr wirklich für jeden Geschmack das Richtige. Die Felsen haben unglaublich schöne und einzigartige Strukturen, sodass jeder Boulder einmalig ist und was Besonderes an sich hat. Jedoch haben die Sandblöcke auch ihren favorisierten Stil. Fontainbleau ist auf der einen Seite bekannt für seine unglaublich schweren Platten. Das fordert und fördert deine Fußtechnik, dein Vertrauen in die Schuhe und das Ansteigen auf Reibung. Nutz diese Herausforderung für dich! Hier lernst du das Stehen, wie in keiner Boulderhalle. Danach wirst du der Plattenschleicher sein. Auf der anderen Seite gibt es sehr viele Sloper (runde Griffe), Kühlschrankboulder und Mantle.

Charakteristisch sind für die Boulder zudem die sehr komplexen Bewegungsansprüche und das Lesen von Bouldern. Mit Kraft alleine kommst du in Fontainebleau nicht weit. Vertrau auf deine Füße, sei kreativ, verlagere deinen Körperschwerpunkt, arbeite mit Heel- und Toehooks. Lass dich auf den Stil ein und lern was dazu.

Top 3 Gebiete

 

Bas Cuvier

Das bekannteste und beliebteste Gebiet mit einer Vielzahl an Klassikern und Must-Dos ist sicherlich das Gebiet Bas Cuvier. Sollte auf alle Fälle bei jedem Bleau Besuch und vor allem bei deinem ersten Trip auf dem Programm stehen. Du hast einen Zustieg von unter einer Minute bis zum ersten Boulder und etwa sieben Minuten bis ins Innere des Gebietes. Die Boulder liegen sehr nah beieinander, sodass du dich für den nächsten Boulder direkt umdrehen kannst und auch mehrere Leute gleichzeitig an verschiedenen Bouldern unterwegs sein können. Pluspunkt an dem Gebiet ist, dass es schnell trocknet und sich vor allem nach Regentagen eignet. Leider ist es gerade am Wochenende durch seine Beliebtheit auch mal schnell voll. Gerade für Familien ist es durch den kurzen Zustieg, viel Picknickfläche und Sonne sehr begehrt.

Boulderempfehlung: La Marie Rose – der erste 6a Boulder von Fontainebleau von bereit 1946. Der Boulder sollte eigentlich in jedem Bleauboulder einmal geklettert werden. Und da kann man als 7a Boulderer schon auch mal dran projektieren.

Élephant

Der Elefantenfels ist hier der erste Boulder im Gebiet. Perfekt für die ersten leichten Highballs und ein Gruppenfoto. Ich mag das Gebiet so gerne, weil es recht friedlich ist und so viel Sand hat. Ideal für gemütliche Tage oder wer gerne barfuß rumläuft. Hier gibt es im Vergleich zwar etwas weniger Boulder, jedoch immer noch genug 😉 Ähnliche Gebiete sind Rocher aux Sabots, das dahinter liegende Gebiet Cul de Chien und Rocher Fin. Diese Gebiete sind für Familien sehr geeignet.

Boulderempfehlungen:

  • La Barre Fixe (assis) 7b+ – den werden vor allem die Frankenjura Kletterer unter euch liegen. Für Fontainebleau ist dieser Boulder mit seinen Löchern eher ungewöhnlich.
  • Le coeur 7a – ist der Boulder mit dem Herzgriff! Das ist was Besonderes, leider meiner Meinung nach etwas längig, zumindest ist das meine Ausrede 😉
  • Le Reptile 7a – sehr schön und gut machbar. Mit linken Heelhooks und einem leichten dynamischen Zug. Cool!
  • La Dalle à Poly (5a) 8m – für etwas Höhenluft 😉 ist gut zum Absichern mit Crashpads auf flachem Boden und der Löcher übersäte Boulder ist auch wirklich nicht schwer.
  • Figure de Proue 7a – mein Lieblingsboulder in dem Gebiet. Für die Kante brauchst du Körpergefühl, Schwerpunktverlagerung und ein wenig Mut. Top!

 

Franchard Isatis & Franchard Cuisinière

Franchard Isatis ist direkt vom Parkplatz aus zu erreichen, für Franchard Cuisinière muss man etwas länger laufen. Diese Gebiete eignen sich für sehr warme Tage da sie sehr waldig sind. Die Fülle der Boulder ist unerschöpflich und gerade die Parcours blau und rot sind sehr zu empfehlen! Hier gibt es auch alle Stile auf sehr kleinem Raum: von Platten über Dächer bis hin zu Sloperausstiegen mit Robbenbegehungen.

Boulderempfehlung:

  • Direkt beim Eingang ins Gebiet gibt es einige schöne und knifflige rote und blaue Parcoursboulder, die sich super zum Aufwärmen eignen.
  • Der Surplomb Block ist sehr zu empfehlen sowie der Boulder gegenüber (Achtung: Robbenausstieg!).

Trainingsvorbereitung Daheim

Du willst deinen Fontainebleau Urlaub voll auskosten? Ich habe ein paar Tipps für dich, damit du dich ideal auf das Bouldern in Fontainebleau vorbereiten kannst.

  1. Arbeite an deiner Fußtechnik! Versuche präzise zu steigen, suche dir Platten und vertraue auf deine Füße. Mach Volumenboulder und übe auf Reibung anzusteigen. Fußtechnik Training lässt sich zum Beispiel super beim Aufwärmen integrieren.
  2. Sloper, Sloper, Sloper!
  3. Übe Mantlen und Hooken! Vor allem Heelhooks wirst du viel brauchen. Such dir passende Boulder oder definiere dir auch mal eigene. Achte darauf auch mal einen Heelhook auf kleineren Griffen zu machen. Auch kannst du zur Vorbereitung deinen Trizeps wieder auf trainieren. Das kommt dir sowohl beim Stützen im Austieg zugute als auch als Antagonisten Training für die Sloper.
  4. Schulterstabilität aufbauen! Batscheboulder mit links recht Kühlschrank sind jetzt angesagt. Theraband Übungen und Plank Positionen.

Tipps für die Bouldersessions in Fontainebleau

Boulderrhythmus:
Jedes Mal stellt sich wieder die Frage: wann ist Bouldertag und wann ist Ruhetag? Es gibt verschiedene Ansätze sich das zu überlegen. Dabei ist es abhängig von der Anzahl an Urlaubstagen, den Regentagen, der Fingerhaut und der persönlichen Fitness. Ich empfehle einen Boulderrhythmus von 2 zu 1. Zwei Bouldertage, ein Pausentag. Das muss aber jeder für sich selbst ausprobieren und letztlich musst du mit Wetter und Co. auch etwas flexibel bleiben 🙂
 
Die ersten Bouldertage:
Lass es gemütlich angehen. Zumindest den ersten Tag empfehle ich einfach mal einen leichten Parcours durchzulaufen und auf 15-20 Boulder zu kommen. Erstens macht es wahnsinnig viel Spaß, du kommt in den Flow, machst viele verschiedene Boulder und zweitens gewöhnst du dich so am besten an den Felsen, den Stil und lernst am meisten! Parcoursbouldern eignet sich aber auch für die anderen Tage immer mal wieder zwischendurch als ganze Session oder zum Aufwärmen. Du musst ja keinen ganzen Parcours schaffen. Falls du und deine Boulderfreund*innen eine extra Challenge braucht, könnt ihr auch in Teams einen Parcours durchbouldern und die Anzahl der Versuche oder die Anzahl der geflashten Boulder zählen 😉
 
Du willst unbedingt einen bestimmten Grad schaffen?

Versuch ohne große Erwartungen und Pläne nach Fontainebleau zu fahren! Glaube nicht, weil du in MagicWood oder in deiner Heimathalle 7a boulderst, dass du das auch in Bleau kannst. Fontainebleau ist sehr speziell und die Grade sehr ehrlich. Lass dich davon nicht einschüchtern. Es geht doch schließlich um den Spaß und die Bewegung. Vielleicht schaffst du es ja auch einfach mal ohne Topo und Schwierigkeitsgrade unterwegs zu sein? Du wirst erstaunt sein, wie losgelöster du unterwegs bist, dich mehr nach coolen Linien und weniger nach Zahlen orientierst. Lass dich auf das Experiment ein!

Falls du trotzdem unbedingt einen schweren Boulder machen möchtest, was ich als ehrgeizige Boulderin verstehen kann, dann sei mit dir geduldig. Befolge meinen Tipp und lauf die ersten Bouldertage viele leichtere Boulder durch, du wirst davon fürs Projektieren profitieren. Zudem siehst du dann bereits einiges vom Bouldergebiet, sodass dir eventuell schon dein Traumprojekt ins Auge sticht. Wenn du einen Boulder gefunden hast, stell dich darauf ein, dass er schwer sein wird und du mehr als eine Session benötigst. Boulder ihn gut aus, sei kreativ, lass dich auf die Bewegung ein und suche nach deiner leichtesten Lösung. Sobald du ihn ausgebouldert hast, denk dran auch genügend Pause zwischen den Versuchen einzuplanen. Am Besten ist du gehst nach einem Ruhetag erneut zu dem Boulder und kannst ihn mit deiner Lösung und frischer Energie wegziehen!

Und wenn es nicht klappt, denk dran: es ist ein Lernprozess und allein das Ausbouldern hat Spaß gemacht!

Sicher & umweltbewusst draußen Bouldern

Denk immer dran, die Natur gehört nicht uns, kann sich nicht selbst verteidigen und muss von uns geschützt werden. Und auch du musst dich und deine Boulderfreund*innen schützen, indem ihr sicher unterwegs seid. Aus diesem Grund habe ich ein paar simple jedoch wichtige Regeln für dich zusammengefasst. Für mehr zum Thema findest du in der “Draußen Bouldern ist anders” Kampagne von der Boulderwelt, bei der ich meine Erfahrungen mit einbringen durfte! Lohnt sich!

  1. Legt stets eure Crashpads vernünftig auf der Landefläche aus, sodass ihr auf dem Crahspad und nicht auf dem Waldboden oder sogar auf einem Stein landet.
  2. Spotten! Ihr könnt durchs Spotten zum einen erreichen, dass die*der Boulder*in auf dem Crahspad und nicht daneben ladet. Dafür einfach dem Körper einen Impuls in Richtung Crashpad geben. Zum anderen könnt ihr mit einem Impuls unterm Schulterblatt sicherstellen, dass die*der Boulder*in mit Füßen und Hintern zuerst am Boden aufkommt. Dies wird vor allem bei Bouldern im Dach und bei Hooks relevant. Mehr Tipps zum Spotten kannst du hier lesen!
  3. Sprecht euch ab! Wer bouldert gerade, wer spottet, wer kümmert sich um die Crashpads. Wo ist die Flugbahn, wo ist es schwer, wo fühlst du dich unsicher. Reden hilft! Auch nach einem Boulder zu besprechen, was gut lief und was noch verbessert werden kann. Scheut euch auch nicht andere drauf anzusprechen. Tipps für mehr Sicherheit sollte jede*r mit Dank annehmen!
  4. Minimiert den Chalkgebrauch. In Fontainebleau ist der Gebrauch von Chalk nicht gerne gesehen. Viele der leichten Boulder kann man auch ohne Chalk machen. Wenn du doch welches benötigst, versuche es zu minimieren. Gerne wird auch das sogenannte Pof benutzt, wobei dessen Gebrauch auch umstritten ist.
  5. Putzen! Ein*e Boulder*in ohne Bürste ist wie ein Frühling ohne Mai. Putzt die Griffe mit weichen Borsten, da der Sandstein sehr weich und empfindlich ist. Bürsten sorgt nicht nur für eine längere Haltbarkeit der Griffe und lässt den Fels schöner erscheinen, sondern sorgt auch für mehr Grip und deinen leichteren Durchstieg.
  6. Kein Bouldern wenn der Felsen feucht ist. Der Sandstein ist sehr empfindlich und wird weich, wenn er nass ist. Boulder bitte nur wenn der Felsen trocken ist, sodass du die Struktur nicht verletzt.
  7. Umwelt schützen: Bildet Fahrgemeinschaften, nehmt euren Müll wieder mit, kein offenes Feuer, seid nicht so laut, bleibt auf den Wegen, erledigt euer Geschäft daheim oder nehmt wenigstens eine Schaufel mit.